"Zahle, was du willst"-Prinzip durchsetzbar?

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von hrhr, 13. Juni 2013 .

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  1. 13. Juni 2013
    Wenn jeder bezahlt, was er will, was bleibt dann unterm Strich? Einige Restaurants, aber auch Museen und Konzerne wie Procter & Gamble setzen auf das Pay-what-you-want-Prinzip. Mit überraschend gutem Erfolg.

    Was gab es heute in Ihrer Mittagspause? Fischbrötchen für 2,99 Euro? Pasta für 8,50 Euro? Coffee-to-go für 1,79 Euro? Und, war es das wert? Wenn Sie die Wahl gehabt hätten, den Preis für Speisen und Getränke selbst zu bestimmen - von nichts bis unendlich - was hätten Sie bezahlt?

    Für sich selbst eine Entscheidung zu treffen, wie viel einem ein Produkt oder eine Dienstleistung tatsächlich wert ist, wenn niemand einen Preis vorschreibt, ist schon nicht einfach. Wie schwierig muss es da erst sein, sein komplettes Geschäftsmodell auf die Großzügigkeit und Fairness anderer zu bauen? Kann man mit so genannten Pay-what-you-want-Modellen ein langfristig rentables Unternehmen betreiben? Muss man nicht von vorneherein unterstellen, dass der Mensch als rational denkender ♂️♂️ oeconomicus seinen Gewinn maximiert, und wenn er nur die Chance dazu bekommt, eine Ware oder eine Service für lau in Anspruch nimmt?

    Einige Restaurants, Museen und sogar Konsumriesen wie Procter & Gamble haben es trotzdem gewagt: Sie bieten oder boten ihre Waren nach dem Prinzip des freien Preises an. Ihre Erfahrungen überraschen. Zechpreller und Schnäppchenjäger sind die Ausnahme. Im Gegenteil: einige Menschen bezahlen sogar mehr als den regulären Preis. So wie im Museum Alexander Koenig in Bonn. Drei Wochen lang konnten die Besucher ihren Eintrittspreis selbst bestimmen. Das Ergebnis: Es kamen rund 20 Prozent mehr - und sie zahlten im Schnitt mit 4,62 sogar zwölf Cent mehr als die regulären 4,50 Euro. Trotzdem bleibt man in Bonn vorsichtig. "Wir können im Moment nicht einschätzen, ob das "Zahle, was du willst"-Prinzip auch langfristig funktioniert", sagt Sprecherin Sabine Heine. Vorerst plant das Museum erst mal ein einem Wochentag zu einer spezifischen Zeit ein besonderes Angebot, und zwar an einem Tag, der vielleicht sonst im regulären Betrieb schwächer besucht wird.


    Was sind Kino, Kaffee und Mittagessen dem Einzelnen Wert?


    Ist "Zahl, was du willst" also nur eine nette Marketing-Aktion? "Das kann man so nicht sagen", sagt Ju-Young Kim. Sie erforschte an der Universität Frankfurt gemeinsam mit Martin Natter und Martin Spann, unter welchen Umständen Menschen bereit sind zu bezahlen, wenn sie es nicht müssten und vor allem wie viel sie bezahlen. Dafür haben Kim und ihre Kollegen mehrere Feldversuche durchgeführt.
    In einem Multiplex-Kino, in einem Restaurant und einem Delikatess-Laden, der Heißgetränke zum selbstgewählten Preis anbot. Im Schnitt zahlten die Besucher für die Kinokarte fast 30 Prozent weniger als den regulären Preis, keiner guckte gratis. Das Frankfurter Restaurant Kish hatte bisher ein Mittagsbuffet für 7,99 Euro angeboten - die Gäste zahlten auf freiwilliger Basis knapp 20 Prozent weniger. Auch hier bezahlten alle - einige deutlich mehr als acht Euro. Kaffee, Tee und Kakao gingen im Delikatessenladen für durchschnittlich zehn Prozent weniger als gewöhnlich über den Tresen - keiner trank zu 100 Prozent auf Kosten des Hauses.





    Quelle: Wirtschafts Woche
     
  2. 13. Juni 2013
    Zuletzt bearbeitet: 13. Juni 2013
    AW: "Zahle, was du willst"-Prinzip durchsetzbar?

    Ich denke so ein Modell ist nur als Marketing- Aktion oder als Testversuch möglich.
    Die meisten würden doch nur aus Anstand mehr zahlen, bzw den Preis überhaupt zahlen, der sowieso fällig wäre.
    Ich denke das würde genau den selben Effekt bringen wie bei den "Blumen zum selber schneiden"- Flächen. Bei einem Test haben die festgestellt, dass die meisten Leute eben garnicht bezahlen oder weitaus weniger, als sie bezahlen hätten müssen.

    Wenn keiner zusieht, dann sieht das ganze ja noch einmal anders aus. Gerade bei Kino usw würde mich mal interessieren, wie das ausfallen würde, wenn man im Nachhinein bezahlen müsste. Ob das Ergebnis noch immer das selbe wäre. Oder ob die Leute dann gerade aus Trotz wegen dem schlechten Film oder aus Euphorie weniger/ mehr bezahlen würden


    btw. Feiert mich. Mein 5400 Beitrag.^^
     
  3. 13. Juni 2013
    Zuletzt bearbeitet: 13. Juni 2013
    AW: "Zahle, was du willst"-Prinzip durchsetzbar?

    Ich find allgemein den Denkansatz sehr interessant, wie man persönlich nen Preis finden soll, bzw wovon sowas rein psychologisch alles abhängig ist. Da spielen ja tausend Faktoren ne Rolle!

    Sowas funktioniert aber wohl nur mit Produkten, wo diese Angebots/Nachfrage-Schiene nicht läuft, weil das Angebot einfach gigantisch groß ist.

    Das mit dem Museum find ich etwas unpassend: In England sind ja die Basisausstellungen auch meistens kostenlos, aber viele spenden dann halt was. Wo trennt man in dem Beispiel jetzt, was tatsächlicher Eintritt und was Spende ist?

    Mist.. erst mein 4499er...
     
  4. 13. Juni 2013
    AW: "Zahle, was du willst"-Prinzip durchsetzbar?

    Es hängt vom Produkt ab.

    Entstehen durch die Billigkäufer, die nur einen Minimalstbetrag entrichten zusätzliche Kosten, zb im Restaurant o.ä. kann es nicht funktionieren, schon gar nicht bei Dingen wie essen, die sowiso jeder macht.
    Anders sieht das zum Beispiel im Museum oder bei Computerspielen etc aus. Da ist es nichts anderes als ein Lockangebot für Kunden, die sonst sowiso nicht kommen würden und die keine zusätzlichen Kosten verursachen. Ein Museumsbesucher der nur einen Euro bezahlt oder ein Käufer eines Computerspiels der nur 2€ bezahlt kostet das Unternehmen nicht mehr als wenn die Person gar nicht kommen, bzw kaufen würde. Hier kann man Menschen mit dem möglichen Schnäppchen locken, die dann entweder aus schlechtem Gewissen oder weil es ihnen Tatsächlich das Geld wert war, mehr bezahlen als nichts. Und ich glaube der Otto-Normal-Verbraucher weiß ganz genau was einschlägige Produkte wert sind und was er dafür zu zahlen hat und tut das auch.

    Wobei: solang hier Geiz weiter geil ist, wird vielleicht Deutschland das Land sein, indem so ein PRinzip am wenigsten funktioniert.
     
  5. 13. Juni 2013
    AW: "Zahle, was du willst"-Prinzip durchsetzbar?

    ich denke das kann ein sehr lohnenswertes konzept werden. aber nur bei bereichen die man ankurbeln will, die sowieso nicht voll besetzt sind wie zb. theat usw. nebeneffekt wäre das kultur billiger werden würde und mehr leuten zugänglich gemacht wird, bei computerspielen wäre das auch gut, weil mehr leute also die ganze masse auf das produkt zugreifen will und noch was dafür bezahlt, wäre ja bei einem download nicht anders, wenn das produkt gar teurer ist, könnte man einen mindestpreis einführen zb.
     
  6. 13. Juni 2013
    AW: "Zahle, was du willst"-Prinzip durchsetzbar?

    Kann nicht funktionieren außer es reicht aus wenn die paar Prozent an "Idealisten" alles finanzieren, sprich geht nur bei Produkten die keine Finanzierung nötig haben oder auf Gemeinnützigkeit und Spenden aufgebaut sind.

    Ein laufendes Unternehmen mit Fixkosten lässt sich so nicht finanzieren - das wird also höchstens bei Software oder "Billig" Produkten funktionieren die keine Umkosten erzeugen.

    Software lässt sich beliebig kopieren es entstehen keinerlei Kosten von daher entsteht auch kein Schaden wenn keiner dafür bezahlt. Mit der Leberwurst wird das nicht funktionieren ^^

    Letztendlich liegt es ja in der Natur das man versucht zu sparen, also wird man letztendlich so wenig Zahlen wie geht im besten Fall nichts.

    Alleine schon wenn man sich ansieht wie die Discounter im Preiskampf um Kunden werben - sieht man schon das der Kapitalismus in fast jedem fest verankert ist und absoluter Automatismus ist.

    Es ist also nur in wenigen Fällen umsetzbar und eher Promotion - die Produktqualität ist entweder minderwertig oder das Produkt ist mit minimalen Kosten reproduzierbar.

    Fazit: das funktioniert am besten mit Überkapazitäten die man loswerden will.
     
  7. 13. Juni 2013
    AW: "Zahle, was du willst"-Prinzip durchsetzbar?


    Ich denke da würde es wirklich am besten klappen. Ich vergleiche es mit den sneak previews in den kinos. Ich muss für mich wirklich sagen, dass ich nahezu nie einen Film im Kino sehe. D.h. ich gebe eben kein Geld aus. Seit etwa 3 Monaten bin ich aber jede Woche im Kino. Sehe mir dort n Film für 4,50EUR an. Dazu noch 2 Bier für 3EUR. N Angebot vom Kino und zack haben die 7,50EUR die sie sonst nicht hätten. Hier funktioniert das System ähnlich denke ich.

    Es kommt also auf das Angebot an.
     
  8. 13. Juni 2013
    AW: "Zahle, was du willst"-Prinzip durchsetzbar?

    Wenn ich Alben für 0USD beim Pay-What-You-Want runterlade hab ich n richtig schlechtes Gewissen, wenn ich von einer Warez-Seite ziehe nicht.

    Aber das hier ist ein sehr guter Punkt:
    Die Frage ist auch, ob jemand/der Verkäufer sieht, wieviel zu zahlst. Bzw. persönlich. Also z.B. in nem Restaurant kommt die Bedienung und nach nem Essen für 20euro gibt man der nen Fünfer und steht auf, das macht ja keiner.
    Dann zahlt man wohl eher mehr. Aber wäre das z.B. bei Amazon der Fall, dann hätte jeder morgen nen neuen Fernseher für 99ct.

    Das Prinzip funktioniert definitiv nicht überall.
     
  9. 13. Juni 2013
    AW: "Zahle, was du willst"-Prinzip durchsetzbar?

    Und denkt mal einer an die armen Immobilienmakler ;D ?!
     
  10. 14. Juni 2013
    AW: "Zahle, was du willst"-Prinzip durchsetzbar?

    Also bei mir um die Ecke gibt es eine Weinbar die machen das seit Jahren so.
    Und scheinbar auch erfolgreich. Man zahlt nach jedem Glas soviel wie es einem Wert war.

    Ich denke allerdings auch, dass es nur in Face-to-Face Geschäften funktionieren kann.

    MfG
     
  11. 14. Juni 2013
    AW: "Zahle, was du willst"-Prinzip durchsetzbar?

    wenn ich z.b. an kantinenessen denke... hm. da gehen die leute jeden tag hin, beschweren sich sowieso und wenn sie mal gerade kein geld da haben? gib mir mal 10 cent... ich glaube in manchen bereichen könnte das funktionieren aber in den meisten nicht.
     
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