Foto-Fahndung im Mainzer Hauptbahnhof

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von Melcos, 10. Oktober 2006 .

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  1. 10. Oktober 2006
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 14. April 2017
    Foto-Fahndung im Mainzer Hauptbahnhof

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    Bis Ende Januar sollen drei im Mainzer Hauptbahnhof installierte Gesichtserkennungssysteme 200 bekannte Gesichter aus den Menschenmassen herausfiltern. (Quelle: BKA)​


    Mit 200 freiwilligen Teilnehmern hat das Kriminalistische Institut des Bundeskriminalamtes (BKA) heute das Projekt Foto-Fahndung gestartet. Bei dem bis zum 31. Januar 2007 befristeten Projekt werden drei verschiedene Gesichtserkennungssysteme auf ihre Eignung getestet, Gesichter in Echtzeit aus Menschenmengen zu extrahieren. Außerdem wird geprüft, ob es möglich ist, die gewonnen Templates (Gesichtsmuster) in Echtzeit mit einer Datenbank abzugleichen. Das 210.000 Euro teure Projekt, das wissenschaftlich ausgewertet werden wird, will die Ergebnisse im Februar 2007 der Öffentlichkeit präsentieren. "Erst dann können wir entscheiden, ob eine Gesichtsfahndung technisch möglich ist oder ob die Technik noch nicht ausgereift genug ist", erklärte Jürgen Stock, Vizepräsident des BKA bei der Pressekonferenz zur Eröffnung des Pilotprojekts. Stock versuchte, gleich zu Beginn der Veranstaltung mögliche Bedenken zu zerstreuen: "Es geht nicht um die totale Überwachung, sondern um die gezielte Suche nach bekannten Personen. Mit dem System wird kein Überwachungsstaat installiert."

    Täglich frequentieren bis zu 20.000 Menschen den gut beleuchteten Mainzer Hauptbahnhof. Dabei passieren sie eine Doppeltreppe, deren unterer Teil von Kamerasystemen erfasst wird, die auf Gesichtserkennung und Gesichtsanalyse spezialisiert sind. Jeweils zwei Kameras (für Treppe und Rolltreppe) der Firmen L1-ID/Bosch Sicherheitssysteme, Cognitec und Crossmatch/Vitronic Dr. Stein versuchen, unter den Passanten die 200 Testkandidaten zu finden, deren Templates nach einem Enrolment in einer Facecheck-Datenbank gespeichert sind. Die Rolltreppenkameras haben etwa 20 Sekunden Zeit, die meistens stehen bleibenden Menschen zu analysieren. Die Treppenkameras haben etwas mehr Zeit, müssen aber mit sich bewegenden Körpern klarkommen. Die Testkandidaten tragen einen RFID-Chip mit sich, dessen ID-Nummer jeweils am oberen Treppenabsatz und am Fuß der Treppe ausgelesen wird. So kann festgestellt werden, ob eine Testperson von den biometrischen Systemen "übersehen" wurde.

    Mindestens 40 Mal sollen die Tester, überwiegend Pendler aus dem Umland, die drei biometrischen Systeme im Testzeitraum auf die Probe stellen. Eine normale Videokamera zwischen den Testsystemen überwacht den gesamten Treppenbereich und ist mit der Videozentrale verbunden, während die Daten der Testsysteme zu den Datenbankrechnern im Keller geschickt werden. Im Echtzeit-Wirkbetrieb könnte hier ein Beamter sitzen, der die Streifenpolizisten auf dem Bahnhofsvorplatz informiert, sollte eine gesuchte Person erkannt worden sein. Während die Bilder der Testkandidaten bis zum Testende in einer gesonderten Datenbank verbleiben, werden die Aufnahmen fälschlich erkannter Personen spätestens nach 48 Stunden gelöscht. Das System hat das OK der zuständigen Datenschützer bekommen.

    Projektleiter Peter Pretzel betonte die hohe Akzeptanz des Projekts, für das sich mehr als die benötigten 200 Testkandidaten gemeldet hätten. Auch sei der BKA-Stand im Bahnhof, an dem über das Projekt informiert wurde, stets rege besucht gewesen. In dem technisch günstigen Umfeld des ausgeleucheten Bahnhofs mit Kameras, die keine 10 Meter von den Treppen installiert sind, hofft er auf eine Erkennungsrate von 80 Prozent. Eine derartige Rate würde ausreichen, die biometrische Gesichtserkennung zum Zwecke der Strafverfolgung aber auch zu präventiven Zwecken einzusetzen, etwa wenn Hooligans an der Reise zu einem Fußballspiel gehindert werden sollen. Einschränkungen seien freilich möglich, wenn keine optimalen Templates vorliegen. Sollte der Test erfolgreich sein, müsste ein Test im Außenbereich mit veränderbaren Licht- und Wetterverhältnissen folgen. Angesichts der zunehmenden Marktkonzentration biometrischer Systeme wollte Pretzel nicht von einem Exportschlager deutscher Technik sprechen.

    Quelle: heise.de
     
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