Neuartige Methode zur Behandlung von Depressionen mit transkranieller Magnetstimulation

Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) ist eine nicht-invasive Methode zur Behandlung von schwer zu behandelnder Depression. Forscher der University of Sheffield in England entwickelten in den 1980er Jahren ein Spulen-förmiges magnetisches Gerät, das schwache elektrische Ströme im Gehirngewebe erzeugt und Neuronen aktiviert, die die Muskeln in der Hand steuern. Die TMS hat sich seitdem zu einem wichtigen Werkzeug zur Untersuchung der Funktionsweise des menschlichen Gehirns entwickelt. Durch gezielte Anwendung auf bestimmte Hirnregionen kann TMS vorübergehend verschiedene Funktionen hemmen oder verstärken.

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Neuartige Methode zur Behandlung von Depressionen mit transkranieller Magnetstimulation

18. September 2023     Kategorie: Wissenschaft
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Die Wirkungsweise von TMS bei der Behandlung von Depressionen beruht auf der Neukonfiguration neuronaler Schaltkreise und der Wiederherstellung der Kommunikation zwischen verschiedenen Gehirnregionen. Bei Menschen mit Depressionen ist die Aktivität des dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLFPC), einer Hirnregion, die für Kurzzeitgedächtnis, Planung und abstraktes Denken zuständig ist, häufig reduziert. Dies führt zu ständiger Grübelei, Selbstkritik und übermäßiger Fokussierung auf negative Aspekte im Leben. Mehrere Sitzungen von TMS können die Aktivität im DLFPC und die Kommunikation zwischen verschiedenen Gehirnnetzwerken normalisieren und langfristige positive Veränderungen bewirken.

Obwohl TMS eine weit verbreitete Behandlungsmethode für Depressionen ist, gibt es noch viele offene Fragen bezüglich ihrer langfristigen Wirksamkeit und der Unterscheidung zwischen den Effekten von TMS und dem Placeboeffekt. Es ist auch unklar, warum TMS bei einigen Menschen mit Depressionen wirkt, während es bei anderen keine Wirkung zeigt. In neuen Studien wird versucht, die TMS-Behandlung individuell auf die Gehirnstruktur jedes einzelnen Patienten anzupassen, um bessere Ergebnisse zu erzielen.

Eine Gruppe von Forschern der Stanford University hat zum Beispiel eine Methode entwickelt, bei der mithilfe von funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) die Aktivität bestimmter Bereiche im DLFPC und ihren Einfluss auf andere Gehirnregionen gemessen und lokalisierte TMS-Stimulation durchgeführt wird. In einer kleinen Studie mit Patienten, die an einer therapieresistenten Depression leiden, konnten sie hohe Remissionsraten erreichen.

Es gibt jedoch noch viele Herausforderungen zu bewältigen. Das Unterscheiden der Wirkung von Stimulation und Placeboeffekt ist eine davon. Auch sind weitere Studien notwendig, um die Wirksamkeit von TMS in größeren populationsbasierten Studien sowie bei verschiedenen Personengruppen wie Jugendlichen, älteren Menschen und Personen mit begleitenden Erkrankungen wie Angstzuständen und posttraumatischer Belastungsstörung zu untersuchen.

Dennoch zeigt TMS als neuartige Methode zur Behandlung von Depressionen vielversprechende Ergebnisse und eröffnet neue Möglichkeiten zur Präzisionsmedizin. Durch die individuelle Anpassung der Stimulation an die Gehirnstruktur jedes einzelnen Patienten könnte TMS eine effektive Intervention für suizidale Patienten sein. Es ist jedoch noch viel Forschung erforderlich, um das volle Potenzial von TMS auszuschöpfen und die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen. Trotzdem ist die Möglichkeit, Fortschritte in der Wissenschaft zu machen und gleichzeitig Menschen mit schweren Erkrankungen zu helfen, beeindruckend und vielversprechend.